Eine Geschichte für Demenzkranke zum Vorlesen und Selbstlesen

Vorlesen ist für Demenzerkrankte eine wertvolle Beschäftigung, die aktiviert

Das Vorlesen von Alltagsgeschichten ermöglicht an Demenz erkrankten Personen sich

  • verstanden zu fühlen: anderen geht es genauso wie mir. Ich bin nicht allein mit einer bestimmten Situation.
  • Gemeinsam: gemeinsam zu lesen, bringt die Menschen zueinander und fördert die schönen Momente. Sich austauschen über Erlebtes? Wie war das für Dich? Was haben wir gemeinsam?
  • Sinne ansprechen: bewusster leben mit allen Sinnen kann das emotionale Gedächtnis ansprechen. Denken wir nur an das Rascheln zu Weihnachten, wenn wir ein Geschenkpackerl aufmachen.
  • Lebendigkeit unterstützen: reisen in die Vergangenheit: wie war das bei mir? Vielleicht auch – wenn möglich – wie ist es denn jetzt.
  • Gefühle ansprechen & neu entdecken: wie habe ich damals empfunden? Wie geht es mir jetzt?
  • In Erinnerungen eintauchen: was ist mein Leben nicht bunt? Was habe ich schon alles erlebt und erfahren? Was sind meine nicht so guten Erinnerungen? Was sind meine schönen Erinnerungen?

Wollen Sie es gleich ausprobieren? Farbtupfer ist eine Geschichte, die ich speziell für Demenzerkrankte entwickelt habe.

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Warum ist vorzulesen für Demenzkranke wichtig?

Das Vorlesen von Alltagsgeschichten, soll der an Demenz erkrankten Personen die Welt der Sinne und Gefühle zumindest etwas eröffnen. Vorlesen ist oft eine Reise in die Vergangenheit. Eventuell auch ein bewussteres Wahrnehmen der Gegenwart. UND es ermöglicht die Gemeinsamkeit während des Vorlesen zu genießen.

Unseren Alltag erleben wir alle unterschiedlich. Je nach Ausprägung ist eine Person mehr visuell und erinnert sich an ein bestimmtes Bild:

  • Wie sind wir damals beim Heurigen zusammen gesessen,
  • Eine andere Person erinnert sich wieder sehr an den Geruch als die Oma den Apfelstrudel gebacken hat.
  • Und wieder eine andere Person denkt an die tröstende Umarmung vom Vater wegen einer kleiner Blessur nach einem Fahrradundfall.
  • Andere denken an die Panier vom Schnitzel, welches sie so gerne gegessen hatten oder an die Palatschinken, die es am Sonntag immer gab.
  • Oder an das Mehl, welches der Vater den Geschäften angeliefert hat und das sich so fein angefühlt hat.

Unser Erleben und Erinnern ist sehr an unsere fünf Sinne und unsere Gefühle gekoppelt.

 

Demenzerkrankte sollen sich verstanden fühlen. Sie sind in ihrem Erleben nicht allein. Es geht anderen auch so.

 

Wie sollten die Geschichten zum Vorlesen für Demenzkranke, geschrieben sein?

Kurz: um das Verstehen zu erleichtern und ermöglichen

Auf den Punkt gebracht: um eventuell einen Zusammenhang zu erkennen

Alltägliches: damit sich jede/jeder gut angesprochen fühlt

 

Meine Erfahrungen mit den Alltagsgeschichten (Aussagen von Betroffenen):

„Ha der geht es so wie mir.“

„Da bin ich verstanden.“

„Na schau Dir das an.“

„Schau wie sie das macht.“

„Ich hab immer gern gelesen.“

Farbtupfer ist genau nach diesen Kriterien geschrieben. Ich habe speziell für Demenzerkrankte entwickelt.

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Tipps und Anregungen für das Vorlesen für Demenzkranke

Was ist beim Vorlesen für Demenzkranke zu beachten?

Selbst lesen lassen: Lassen Sie die an Demenz erkrankte Person selbst vorlesen solange dies noch möglich ist. Die betroffene Person hat dann die Möglichkeit, sich zu freuen, dass sie das selbst noch kann.

Vorlesen: Lebendig vorlesen – damit meine ich, dass man auf die Betonung achten sollte aber auch auf die Langsamkeit.

Wichtig Fragen beim vorlesen der Beschäftigung von Demenzerkrankten

  • Welche Geschwindigkeit passt zur betroffenen Person?
  • Welche Lautstärke passt zu ihr?
  • Von welcher Distanz soll ich reden, damit ich gut verstanden werde?
  • Wie kann mich die Person gut hören (rechtes Ohr, braucht sie Hörgerät?)

 

Materialien: können miteingebracht werden, um die Geschichte noch bunter, lebendiger und griffiger zu machen. Und um die Sinne anzusprechen:

Hören: Lieblingslied, Lieder aus einer bestimmten Epoche

Riechen: ätherische Öle (sofern es hier keine Empfindlichkeit gibt à bitte abklären)

Sehen: alte Bilder vom Wohndomizil, alte Bilder von der Wohnung, der Familie, ….

Schmecken: Spezialitäten aus Omas Küche (à bitte Schluckprobleme abklären). Zum
Trinken und gemeinsam Anstoßen.

Tasten: alte Bilder, Geschirrtücher, Handtaschen, alte Kaffeetasse, Kochlöffel

 

Was ist beim Vorlesen für Demenzkranke zu vermeiden?

Ermahnen: bitte nicht sagen – früher konntest Du aber besser lesen oder Ähnliches. Sondern einfach die Situation annehmen wie sie ist und darauf eingehen. „Schön, dass wir das jetzt gemeinsam lesen können.“ Bitte auch nicht

Korrigieren: wenn die Person vielleicht in der übernächsten Zeile weiterliest. Sondern einfach gemeinsam weiterlesen.

Leistung: es geht hier nicht darum, viele Geschichten zu lesen und das in einer bestimmten Zeit. Sondern im Gegenteil! Nehmen Sie sich gemeinsam mit der betroffenen Person die Zeit, die es braucht und schöne Momente sind für sie beide gut möglich.

Wissensfragen: also Fragen, die sich an den Fakten orientieren.

Beispielsweise:

  • Weißt Du noch wie die Hauptperson in dieser Geschichte heißt?.
  • Weißt Du was sie alles eingekauft haben?
  • Weißt Du was sie ursprünglich machen wollten?

Wissensfragen bzw. Faktenfragen bitte nicht stellen.

Diese könnten kompromittierend für die betroffene Person sein.

 

 

Was ist wichtig beim Vorlesen für Demenzkranke?

Augenhöhe: Bitte auf Augenhöhe sprechen.

Augenkontakt: Bitte zwischendurch immer wieder Augenkontakt halten, um zu sehen:

  • Kann die Person mir grad folgen?
  • Nimmt sie das Gelesene wahr?
  • Ist sie gegenwärtig?

Berührung: je nach Phase der Demenzerkrankung und Charakter der Person, können verankerte Berührungen eingesetzt werden: eventuell Halten am Oberarm. Diese Berührung gibt der Person einerseits Sicherheit und stärkt das Erleben.

Finger: eventuell den Finger beim Lesen mitnehmen, damit sich die betroffene Person leichter tut.

In den Schuhen der betroffenen Person gehen: die Demenzerkrankte Person wird die Geschichte vielleicht ganz anders wahrnehmen als Sie. Lassen Sie sich voll und ganz auf die Wahrnehmung Ihres Angehörigen ein – auch wenn die Person vielleicht ganz von der Geschichte abweicht – das macht nichts. Aber die Person lädt sie ein, in ihre Wahrnehmung zu reisen.

Sprache: bewusst einsetzen (Geschwindigkeit, Tonlage, Betonung, ..)

Lebendigkeit: Gegenständigkeit / Bilder mithinzunehmen.

Probieren Sie es einfach selbst aus!

Laden Sie Farbtupfer einfach als PDF. Sie ist leicht lesbar geschrieben und formatiert. Vielleicht kann die an Demenz erkrankte Person sie noch selbst lesen oder Sie lesen Sie einfach vor.

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Umgang mit Demenzkranken: Warum sich Demenzerkrankte verunsichert fühlen

Demenzkranke handeln oft anders als Sie erwarten!

Doch Ihre Lieben machen das nicht absichtlich

Als Demenzbegleiterin besuche ich Margit nun schon seit drei Jahren, und zwar immer am Donnerstag. Margit ist 95 Jahre alt und einen Kopf kleiner als ich. Eine liebgewonnene Tradition ist, dass wir miteinander Jolly spielen. Wir spielen immer sehr harmonisch, also ohne Streit oder Diskussion. Es geht dabei gar nicht so darum, wer letztendlich gewinnt, sondern einfach ums Spielen.

Drei Schritte für schöne Momente in der Demenz

Schritt 1:  beim Umgang mit Demenzkranken
Vergangenheit – loslassen

In der Zeit mit der Demenz bekommen Sie die Möglichkeit, Ihr demenzerkranktes Familienmitglied neu kennen zu lernen. Im ersten Schritt ist es ganz besonders wichtig, dass Sie sich nicht an die Vergangenheit klammern.

Halten Sie an der Vergangenheit fest, so versäumen Sie die Gegenwart.

Für Sie selbst mag das bedeuten, liebgewordene Gewohnheiten aus der Vergangenheit loszulassen. Abschied von der Vergangenheit zu nehmen.

Für Sie als Angehörige einer an Demenz erkrankten Person

Wünschen Sie sich Tipps für den Umgang mit Demenzkranken?

Wie geht es Ihnen als Angehörige eines Demenzerkrankten?

Für Angehörige kann sich der Alltag im Umgang mit unseren Lieben, die an Demenz erkrankt sind, oft sehr schwierig gestalten. Die Demenzerkrankung ist eine Herausforderung. Nicht nur für den Demenzerkrankten. Auch für Sie als Angehörige. Diese Herausforderung bekommen wir oft im täglichen Leben hautnah zu spüren! Sie kann uns schon mal an die Grenzen unseres Nervenkostüms bringen.

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